Das eBook, das Stiefkind

Das eBook, das Stiefkind

Das eBook, das Stiefkind

Was mir immer wieder unangenehm auffällt, und wozu ich auch bereit bin, dieses Foto mit dem Doppelkinn hochzuladen, auf dem ich mit rührendem Blick auf meinen eReader starre, den ich seit mittlerweile sechs Jahren mein eigen nenne: Das eBook wird nach wie vor sehr stiefmütterlich behandelt.

Und zwar nicht wie von einer liebevollen Stiefmutter, sondern von der Art aus den Märchen – Schneewittchen, Aschenputtel, die Hexe von Rapunzel.

Das eBook und der gedruckte Roman = unterschiedlicher Wert?

Noch scheint es sich bei vielen – insbesondere bei den “alten Verlagen” nicht eingebrannt zu haben, das eBook als vollwertiges Buch zu betrachten. Natürlich kann man darüber diskutieren, dass jeder seine persönlichen Vorlieben hat. Auch ich finde, dass ein gedrucktes Buch etwas Magisches hat. Ich liebe die Haptik, qualitätsvolles, cremefarbenes Papier, den Duft von bedruckten Seiten, und die Tatsache, dass ich bei einem Printbuch viel besser einschätzen kann, wie weit ich schon bin. ABER, und hier kommt das große ABER für mich: Deswegen spreche ich dem eBook seine Wertigkeit nicht ab.

Das eBook hat seine Vorteile. Deswegen wird es geschätzt.

Das eBook erzählt die gleiche Geschichte wie ein Taschenbuch. Es hat den Nachteil, dass man es nicht ins Regal stellen kann. Und den Vorteil, dass man es nicht ins Regal stellen muss – ein Platzsparer eben. Noch dazu kann man es sich überall mit Internetverbindung runter laden, sogar wenn ich grad auf Urlaub in Griechenland bin, habe ich die Möglichkeit, jedes x-beliebige deutschsprachige Buch der Welt zu holen und vl. eine begonnene Reihe weiter zu lesen. Oder im Zug. Oder an einem Sonntag daheim.

Das eBook zielt auf andere LeserInnen-Zielgruppen ab.

Abgesehen von diesen Vorteilen für den/die LeserIn wird aus Verlagssicht oftmals übersehen, dass hier von komplett unterschiedlichen Zielgruppen ausgegangen wird. Die Verlage machen die eBooks oft unglaublich teuer. Wieso? Wieso sollte ich für das eBook 15,00 zahlen, wenn doch Printkosten und Versand wegfallen? Und habe ich nicht viel mehr davon, wenn ein eBook 4,99€ kostet und auch mal NeuleserInnen anlockt, die andernfalls NICHT auf mein Buch gestoßen wären? Weil es sich im Ranking hocharbeitet und nicht auf Platz 100.534 liegen bleibt? Mit einem Printbuch auf Thalia und Amazon in die Top 100 zu steigen ist halt nur den bereits Bestseller-AutorInnen vorbehalten. Dazu kommen die SelfpublisherInnen, die das System eBook schon recht gut ausgeklügelt haben. Und das ist eben auch einer dieser Punkte: Werden SPler von den Verlagen noch immer nicht ernst genommen? Wollen sie sich durch die Preise von ihnen abheben? Ich kann es nicht sagen. Ich finde die Einstellung auch arrogant. Denn jene, die in die Buchhandlung gehen und ein Taschenbuch kaufen, sind eben nicht die gleichen Leute, die als VielleserInnen online nach einem neuen, leistbaren Buch stöbern. Wenn ich jeden Tag zwei Stunden mit dem Zug fahre, kann ich es mir nicht leisten, jeden zweiten Tag ein 10€-16,00€ eBook zu kaufen. Also greife ich auf Aktionen oder SPler zurück, von denen viele mittlerweile einen verlagsähnlichen oder –gleichen Standard erreichen, weil sie professionell arbeiten.

Das eBook stiefmütterlich zu behandeln bedeutet, Geld durch die Finger rieseln zu lassen.

Was hat das zur Folge? Dieser Markt wird vollkommen unangetastet gelassen. Oder besser gesagt: Den SPlern überlassen. Und ehrlich, als jemand, der schon beides gemacht hat – SP und Verlagsbücher – weiß ich, wie viele Bücher man mit der richtigen Preiskalkulation verkaufen kann.

Die Angst, dass die Leute weniger Taschenbücher verkaufen, wenn der eBook-Preis angepasst ist, ist meines Erachtens nach altvattrisch und einfach nicht richtig. Es sind mehrere Märkte. Jene, die lieber Taschenbücher lesen, jene, die immer nur in der Buchhandlung Bücher aussuchen, jene, die Online shoppen, jene, die aus Platzgründen eBooks lesen, jene, die ein eBook-all-you-can-read-Abo haben. Und all diese Märkte gilt es zu bedienen und davon zu profitieren. Es nicht zu tun, hat nur eine Konsequenz: Möglichkeiten und Verkäufe zu verschenken. Und vor allem ein Wichtiges: Neue LeserInnen zu erreichen, die einen sonst nicht am Schirm gehabt hätten.

Soweit zu meiner Meinung zum momentanen eBook-Marketing. Wie steht ihr dazu?

Eure Katharina