Achtung, Falle! Tipps für angehende Autor:innen

Achtung, Falle! Tipps für angehende Autor:innen

Dieser Beitrag richtet sich an die schreibende Zunft unter euch – vielleicht machst du es nur als Hobby nebenbei, als Pen-and-Paper-Meister; versuchst dich an Fanfiction oder arbeitest in Wirklichkeit schon seit einem Jahrzehnt heimlich an deiner epischen Reihe?

Heute möchte ich euch ein paar Fehleinschätzungen meinerseitens erzählen, die ich als junge Autor:in so gemacht habe. Und ja, jung kann ich mittlerweile sagen – denn nächstes Jahr reiht sich Jahr 10, nachdem ich meine erste Veröffentlichung gemacht habe. Nichts davon soll dich davon abhalten, deinen Traum zu verwirklichen – hat es mich auch nicht, bis heute; – aber dich einfach vor ein paar unglücklichen Tränen schützen.

1. MEINE ERSTE VERÖFFENTLICHUNG RENTIERT SICH FINANZIELL

Ich bin ja eigentlich eher ein Faultier, aber wenn ich was mache, dann packe ich es gescheit an. Als ich 2014 nach einer Lebenskrise mit Schubs meines Vaters beschloss, DAS HERZ IM GLAS ❤️🍷 rauszubringen, wollte ich das beste Produkt liefern, das ich aus meiner Geschichte machen konnte. Viele vergessen aber, was für Vorleistungen hinter einem professionellen gedruckten Buch stehen: Lektorat, Cover, Korrektorat; und da sind wir noch bei keinerlei Werbung angelangt. Das kann einfach in die mehreren Tausend Euro gehen. Ich entschied mich damals, das Cover selbst zu machen, und auch wenn es sicher auch besser ging, mag ich das Ergebnis bis heute. Aber Lektorat war mir wichtig, und das erstreckte sich damals auf knapp 1200€. Korrektorat *hust* ließ ich über zwei Lehrerinnen und Testleser:innen machen. Das würde ich heute nimmer tun.
Fakt: Ich bin vermutlich bei einem 0-Summen-Spiel gelandet. Finanziell hat sich das für die viele Arbeit freilich nicht gelohnt. Aber wenn ich wegen der Finanzen schreiben würde, hätte ich damals schon den Stift aus dem Fenster geworfen. Denn es geht bei kreativem Ausleben nun mal nicht nur ums Geld – sondern auch um andere Leute zu berühren! 30 Verkäufe mögen sich mickrig anfühlen. Wenn die aber wie letzten Samstag am Sommerfest vor dir stehen und das Buch zum Signieren in die Hand drücken, fühlt sich das plötzlich ganz schön viel an!

2. ICH BIN HOCHMOTIVIERT UND WERDE JETZT MEHRERE BÜCHER IM JAHR VERÖFFENTLICHEN

Nach der Erstveröffentlichung und den ersten begeisterten Rückmeldungen ist man hyped – und will mehr von dem aphrodisischen Saft, der einem die Sinne belebt! Und meistens ist das erste Buch, das man veröffentlicht, ja nicht das erste, das man geschrieben hat. Man räumt also die Backlist auf (warum das nicht immer so klug ist, dazu später), und haut raus, um dem Druck des Buchmarkts gerecht zu werden.
Dann ist die Backlist aber aufgebraucht – kein Problem, man war eh an was Neuem dran. Aber dann … dann müsste man in dem Tempo weiter machen. Und plötzlich gerät man ins Schnaufen und merkt, dass man zurück fällt …
Fakt ist: Der kreative Prozess lässt sich nicht immer erzwingen, und ist auch eng an die eigene Gefühlswelt gekoppelt. Klar hätte ich nach 10 Jahren gern lieber 20 Bücher statt 12 raus gebracht. Aber ich konnte das Tempo eben NICHT beibehalten, weil manchmal Durststrecken drinnen sind oder man sich schlichtwegs ausgebrannt fühlt. Auch ist der Buchmarkt und das Verlagswesen nicht immer ein Zuckerschlecken, man achtet auf Verkaufszahlen, Herzensprojekte werden abgelehnt und manchmal hat man schlicht auch etwas anderes zu tun – wie, sagen wir mal, Kinder versorgen oder seine Wohnung renovieren.
Wichtig ist, nicht zu verzweifeln, und in seinem Tempo weiter zu machen. Früher war es ganz normal, dass Bücher im Jahresabstand erschienen. Nicht wir sind schneller geworden, die Zeit ist schnelllebiger geworden. Aber der Mensch ist nun mal keine Kreativmaschine.

3. NICHT ALLES AUS DER BACKLIST IST VERÖFFENTLICHUNGSWÜRDIG

Oje, da wird vielleicht jemand schnaufen. Aber es ist wahr. Es gibt einen Grund, warum du oder ein Verlag ausgerechnet dieses Projekt zur Veröffentlichung gewählt hat, und nicht die vorigen. Hast du dich schon mal gefragt, wenn du ein unglaublich tolles Buch gelesen hast, warum der rasch darauf folgende Roman desselben Autors einfach nicht mithalten kann? Da wollte der Verlag gern auf der Erfolgswelle mitschwimmen und hat was aus der Backlist des Autoren rausgehauen.
Wir lernen mit jedem Projekt, mit jeder Zeile, mit jedem roten Faden, den wir schreiben. Und damit steigern wir auch unsere Kunst. Nachdem ich Das Herz im Glas geschrieben hatte, dachte ich: easy, ich bringe mein voriges Projekt raus. Ich werde es nur feilen, und dann gibt’s was Neues zum Lesen.
Fakt ist (ich weiß, das sag ich heute oft): Ich habe angefangen, die Trilogie rigoros umzuschreiben und dann komplett neu zu schreiben. Und irgendwann saß ich in der Sackgasse, weil ich gewisse Plotkonstruktionen einfach zu dem Zeitpunkt nicht mehr so gemacht hätte, wie ich es vor 3 Jahren geplant hatte.
Ich hätte die Zeit lieber in was Neues investieren sollen, und das alte Buch als Geheimtipp für meine Freunde belassen sollen.
Auch Fans können enttäuscht werden: Sie sind einen gewissen Standard gewöhnt und erwarten nicht die Geschichte, die ich mit 15 geschrieben habe. (Solche Schmankerl hebe ich mir heute für die Patreons auf, damit alle was zum Lachen haben).

WAS MEINST DU?

Kannst du etwas aus dem Beitrag mitnehmen? Hast du etwas davon selbst erlebt – oder widersprichst du mir in einem Punkt rigoros? Kannst du selbst einen Tipp, eine “Falle” anzeigen, in die du im Nachhinein nicht gern getappt wärst?
Mehr zu lernen für die Erstveröffentlichung gibt’s heute beim Thema des #autore_innensonntags – schau unter dem hashtag vorbei, um von den Erfahrungswerten anderer zu profitieren!
Liebe Grüße, Katharina